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Eröffnungsstatement von Außenministerin Annalena Baerbock bei der Sudan-Konferenz London

15.04.2025 - Rede

Übersetzung aus dem Englischen

„Mein Bauch tut weh. Ich möchte nachhause gehen und mit meinen Freunden spielen.“

Das sagte der siebenjährige Zaki aus Sudan zu seiner Mutter, kurz bevor er in ihren Armen starb.

Er starb an Anämie. Seine Familie hatte nicht genug zu essen. Zakis Familie ist eine von Millionen Familien in Sudan, die dies betrifft.

Wenn wir die Schlagzeilen in europäischen Medien zu der so genannten vergessenen Krise in Sudan lesen, frage ich mich:

Wie können wir Kinder wie Zaki vergessen?

Wie können wir die größte humanitäre Krise der Welt vergessen? Die 30 Millionen Menschen, die ohne humanitäre Hilfe nicht überleben können.

Die fürchterlichen Berichte über Frauen und Kinder, die vergewaltigt werden. Als ich eines der Flüchtlingslager besuchte und mir eine sudanesische Mutter erzählte, dass ihre Tochter nicht mehr aufstehen könne, seit sie vor ihrer Ankunft im Flüchtlingslager mehrfach vergewaltigt worden war, fehlten mir die Worte.

Die Berichte über Gräueltaten, wie mit Blick auf die Menschen in Al-Faschir, eingekesselt ohne Möglichkeit zu fliehen,, die Hunderte von Zivilpersonen und humanitären Helferinnen und -helfer, die dieses Wochenende Berichten zufolge getötet wurden.

Wir dürfen sie nicht vergessen, denn jedes Leben zählt.

Dieser Krieg muss enden.

Und wenn er weitergeht, wird es keinen Gewinner geben.

Daher möchte ich drei Prioritäten hervorheben: Erstens: humanitäre Hilfe. Deutschland sagt heute weitere 125 Millionen Euro für Sudan und die Nachbarstaaten zu. Aber wir müssen sicherstellen, dass die humanitäre Hilfe auch tatsächlich die erreichen kann, die sie dringend benötigen. Und lassen Sie mich dies ganz deutlich sagen: Kein Betrag an humanitärer Hilfe wird ausreichen, wenn dieser Krieg weitergeht.

Wie von der Afrikanischen Union unterstrichen, kann es keine irgendwie geartete militärische Lösung geben. Dieser Krieg muss enden.

Deshalb müssen zweitens alle externen Akteure auf eine Deeskalation hinarbeiten. Diejenigen, die versuchen, durch militärische oder finanzielle Unterstützung Macht zu erlangen oder Einfluss auszuüben, fachen den Konflikt weiter an.

Sie sollten sich jeden Tag an das Gesicht von Zaki erinnern, an die vergewaltigten Kinder und Frauen. Daher rufen wir alle externen Akteure dringend auf, ihre Macht verantwortungsvoll zu nutzen, um eine sichere und friedliche Zukunft für die Region zu schaffen.

Drittens: Die Konfliktparteien müssen sich endlich an den Verhandlungstisch setzen. Wir unterstützen die Afrikanische Union und die Vereinten Nationen nachdrücklich darin, die Führung auf dem Weg hin zu einem dauerhaften Frieden zu übernehmen. Ich möchte die Worte meines französischen und meines britischen Kollegen unterstreichen. Wir hatten ein gutes Treffen in Paris, und heute sind wir ein paar Schritte weiter vorangekommen. Wir müssen weiter an diesem Fahrplan arbeiten.

Der erste Schritt hin zu einem dauerhaften Waffenstillstand könnte ein Abkommen zum Schutz der kritischen Infrastruktur sein, wie von der Europäischen Union vorgeschlagen.

Wer definitiv bereit zum Frieden ist, sind die Menschen von Sudan, die Millionen unschuldiger Menschen. Wir brauchen sie. Wir brauchen einen politischen Prozess, der der sudanesischen Bevölkerung Handlungsmacht gibt, sodass sie ihre eigene Zukunft gestalten kann.

Denn die Menschen in Sudan vergessen Kinder wie Zaki nicht.

Sie vergessen die Überlebenden sexueller Gewalt nicht, die Millionen Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten.

Wir stehen an ihrer Seite.

Wir werden unsere Arbeit fortsetzen, bis es Frieden in Sudan gibt.

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