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Gleichstellung im Auswärtigen Amt
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Außenministerin Annalena Baerbock G7 Aussenministermit ihren Amtskolleginnen Elizabeth Truss (Grossbritannien) und Melanie Joly (Kanada) waehrend des G7 Aussenminister-Treffens, © Thomas Koehler/photothek.de
Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit sind für das Auswärtige Amt von besonderer Bedeutung. Denn unsere Diplomatinnen und Diplomaten sollen im Ausland die Vielfalt der deutschen Gesellschaft repräsentieren.
Als Prof. Dr. Ellinor von Puttkamer 1969 zur ersten Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland ernannt wurde, titelte eine große deutsche Zeitung ungläubig: „Eine Frau wird deutscher Botschafter“.
Gut 50 Jahre später sind Frauen im Auswärtigen Dienst eine Selbstverständlichkeit: die Hälfte der Belegschaft ist weiblich. Und auf vielen verantwortungsvollen Posten prägen Frauen heute die deutsche Außenpolitik. So wird Deutschland inzwischen durch 51 Botschafterinnen, 21 Generalkonsulinnen und zwei Konsulinnen im Ausland vertreten, darunter zum Beispiel die Botschafterinnen in Ankara, Brasilia, Ottawa, Peking und Tokyo und bei den Vereinten Nationen in New York. Und auch in Abuja, Hermannstadt, Temeswar und Wellington und an vielen weiteren Dienstorten weltweit sind Frauen die wichtigste Stimme Deutschlands in ihrem Gastland:
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Dr. Emily Haber – Botschafterin in Washington, D.C, Vereinigte Staaten von Amerika
„Als ich im Auswärtigen Amt anfing, war ich eine von wenigen Frauen. Damals gaben Männer den Ton an. Frauen in Führungspositionen waren eine Seltenheit. Dass Direktorinnen oder Staatssekretärinnen in der D-Runde (Runde der Abteilungsleitungen) sitzen würden: nicht vorstellbar. Seitdem haben wir große Fortschritte gemacht. Heute ist es eine Selbstverständlichkeit. Doch wir sind längst nicht am Ziel. Dafür braucht die Diplomatie kundige, kluge und kreative Frauen wie Sie.“
© Deutsche Botschaft Washington
Dr. Susanne Wasum-Rainer - Botschafterin in Tel Aviv, Israel (2018 - 2022)
„Diplomatie braucht Frauen ebenso wie Männer. Für Führungsaufgaben werden Männer und Frauen gleichermaßen gebraucht. Im Auswärtigen Amt haben die Frauen vielfach bewiesen, dass sie in gleicher Weise über Kompetenz und Autorität verfügen und männlichem Personal in nichts nachstehen. Aber für Führungsaufgaben im Auswärtigen Amt werden noch mehr Frauen gebraucht. Es bleibt viel zu tun, um Gleichstellung zu erreichen, in der Diplomatie wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen – machen Sie mit!“
© Deutsche Botschaft Tel Aviv
Ina Lepel - Botschafterin in Jakarta, Indonesien
„Als ich 1988 ins Auswärtige Amt kam, war man stolz auf den bis dahin höchsten Frauenanteil von 15 Prozent in unserer Crew. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei; Frauen sind heute in der Diplomatie nichts Ungewöhnliches mehr. Ganz gewöhnlich sind wir allerdings auch immer noch nicht: Ich bin jetzt schon auf dem dritten Auslandsposten, an dem ich die erste deutsche Botschafterin bin. Es kann seine Vorteile haben, deshalb ein wenig bestaunt zu werden, aber wir sollten weiter darauf hinarbeiten, dass dieser “Seltenheitswert„ bald völlig verschwindet.“

Antje Leendertse – Botschafterin und Ständige Vertreterin bei den Vereinten Nationen in New York
„Deutschland hat 1985 die Frauenrechtskonvention (CEDAW) der Vereinten Nationen ratifiziert, die uns verpflichtet, die rechtliche und faktische Gleichstellung von Frauen in unserem Land regelmäßig und systematisch auf den Prüfstand zu stellen. Auch wenn seither viel passiert ist: Es reicht nicht, gegen Ungleichbehandlung vorzugehen, wir müssen vielmehr aktiv für Chancengleichheit sorgen – auch im Auswärtigen Amt und besonders für Führungspositionen!“

Dr. Katharina Stasch - Botschafterin und Ständige Vertreterin bei dem Büro der Vereinten Nationen und bei den anderen internationalen Organisationen in Genf
„Wenn wir international für Frauenrechte und Gleichstellung eintreten, ist es wichtig, dass wir dies auch selbst leben. Zukunftspolitik geht nur mit Geschlechtergerechtigkeit. Deshalb brauchen wir auch im Auswärtigen Amt Frauen gleichberechtigt in Führungspositionen. Wenn wir glaubwürdig sein möchten, müssen wir bei uns selbst anfangen.“
Um sicherzustellen, dass Deutschland im Ausland gleichermaßen durch Frauen wie Männer vertreten wird, liegt der Schwerpunkt unserer Gleichstellungspolitik darauf,
- den Frauenanteil in Führungspositionen sukzessive zu erhöhen,
- den Frauenanteil auch in allen weiteren Bereichen, in denen Frauen noch immer unterrepräsentiert sind, zu erhöhen,
- die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf noch weiter auszubauen und
- Strukturen und Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sie Gleichstellung, Geschlechtergerechtigkeit und Nichtdiskriminierung fördern.
Bei dieser Aufgabe werden wir von verschiedenen Akteuren unterstützt:
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Referat für Geschlechtergerechtigkeit und Diversität
Aufgabe des Referats für Geschlechtergerechtigkeit und Diversität ist es, ein modernes Diversitätsmanagement im Auswärtigen Amt zu etablieren. Gleichstellung ist ein wichtiger Baustein hiervon. Die Arbeitseinheit konzipiert die Gleichstellungspolitik des Auswärtigen Amts und koordiniert ihre Implementierung. Dies beinhaltet, die Ziele der Gleichstellungspolitik und die konkreten Maßnahmen zu deren Umsetzung festzulegen. Darüber hinaus informiert sie mit Veranstaltungen und Aktionen, trägt in Führungsseminaren vor und berät Beschäftigte rund um das Thema Gleichstellung.

Gleichstellungsbeauftragte
Aufgabe und Ziel der Gleichstellungsbeauftragten und ihres Teams ist es, die im Bundesgleichstellungsgesetz und im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz rechtlich verankerte Gleichstellung aller Geschlechter im Auswärtigen Amt zu fördern und die Umsetzung zu überwachen, sowie bestehende Barrieren aufzuzeigen und künftigen vorzubeugen. Diese Verpflichtung ist auch durchgängiges Leitprinzip bei allen Aufgabenbereichen und Entscheidungen des Hauses. Sie ist daher in alle maßgeblichen Vorgänge mit einzubeziehen: von Stellenausschreibungen, Einstellungsverfahren und Arbeitsplatzbesetzungen über arbeitsrechtliche Grundsatzfragen für Tarifbeschäftigte, Beamte und lokal Beschäftigte bis hin zu Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Sorgearbeit. Darüber hinaus fungiert sie als Anlauf- und Beratungsstelle in Fällen von Diskriminierung und sexueller Belästigung und natürlich – last but not least – als Wissensmultiplikatorin. Sie ist in der Ausübung ihrer Tätigkeit weisungsfrei.
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Fürsorgereferat für die Beschäftigten, ihre Familien, Partnerinnen und Partner
Das Fürsorgereferat betreut ein Eltern-Netzwerk, ein Alleinstehenden-Netzwerk und die Gruppe der Alleinerziehenden im Auswärtigen Amt. Es berät und unterstützt die in und mit der Rotation lebenden Mitarbeitenden in vielen unterschiedlichen Bereichen. Neben Beratung bei rotationsbedingt anstehenden Schulwechseln unterhält das Auswärtige Amt in Berlin eine eigene Betriebskita. Darüber hinaus werden Eltern, deren Kinder dort nicht unterkommen können, bei der Suche nach Kinderbetreuung im Inland unterstützt. Die Berufsberatungsstelle hilft mitausreisenden Partner*innen bei der Fortsetzung einer eigenständigen beruflichen Karriere, mitunter durch die Förderung berufsqualifizierender Maßnahmen zur Verbesserung der individuellen beruflichen Qualifikation.
Die enge Zusammenarbeit mit den beiden unabhängigen Organisationen Sozialwerk und FFD ist dabei ein elementarer Baustein für die bestmögliche Unterstützung der Bediensteten und ihrer Familien.
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frauen@diplo e.V.
Der Verein Frauen@diplo hat sich im Jahr 2018 als ein Netzwerk engagierter Kolleginnen aller Laufbahnen gegründet. Der Verein verfolgt das Ziel, Parität und Gleichstellung innerhalb des Auswärtigen Amts zu stärken, Kolleginnen aller Laufbahnen zur Übernahme von Führungsverantwortung zu ermutigen und eine noch deutlichere Verankerung von Gleichstellung in unserer Außenpolitik zu erreichen. Um diese Ziele zu erreichen, organisiert der Verein regelmäßige Netzwerktreffen und initiiert Gespräche mit Frauen in zentralen Positionen in Diplomatie, Wirtschaft und Gesellschaft. Im Gespräch mit Kolleg*innen im Haus sensibilisiert der Verein für Gleichstellungsthemen und bringt sich in Debatten zur Zukunft des Auswärtigen Amts ein.
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Familien- und Partnerorganisation im Auswärtigen Amt e.V. (FFD)
Der FFD ist ein eigenständiger Verein, der sich im In-und Ausland für die Belange mitausreisender und nicht mitausreisender Partnerinnen und Partner, aktiver und ehemaliger Beschäftigter und ihrer Familien einsetzt. Er berät unter anderem bei der Ein- und Ausreise, bei Krisen und Konflikten und bei familienrechtlichen Fragen. Gleichzeitig bietet er durch seine Website, einen monatlichen Rundbrief, Einsteigerpakete, Merkblätter und mehr eine Bandbreite an Informationen. Er veranstaltet postenvorbereitende Seminare, Konversationsgruppen in verschiedenen Sprachen und führt Veranstaltungen zu verschiedenen Themen zum Leben im und mit dem Auswärtigen Amt durch. Alles ehrenamtlich!
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Sozialwerk des Auswärtigen Amts e.V.
Das Sozialwerk des Auswärtigen Amts e.V. ist die größte gemeinnützige Selbsthilfeeinrichtung des Auswärtigen Amts und steht seit nunmehr über 60 Jahren im Dienste der Amtsangehörigen – ob im aktiven Dienst oder im Ruhestand. Dabei wird das Sozialwerk durch die Mitgliedschaft der Beschäftigten und Ehemaligen im Geiste einer Solidargemeinschaft getragen. Unser vorrangiges Ziel ist es, unseren Mitgliedern und ihren Angehörigen soziale, gesundheitliche und kulturelle Leistungen anzubieten. Zudem haben unsere Mitglieder die Möglichkeit, auch die Angebote der anderen in der Arbeitsgemeinschaft der Sozialwerke des Bundes zusammengeschlossenen Sozialwerke zu nutzen und können so auf ein breites Angebot zugreifen.
Natürlich freuen wir uns, wenn weitere interessierte, kluge, motivierte und weltoffene Frauen wie Sie zu unserem weltweiten Team dazu stoßen. Nähere Informationen zu möglichen Tätigkeiten im Auswärtigen Dienst finden Sie hier!
Erhöhung des Frauenanteils an Führungspositionen
Noch bis Ende der 1990er Jahre wurde Außenpolitik gesellschaftlich als „Männersache“ angesehen, wurden Diplomaten, wurden Botschafter mit graumelierten Herren in Nadelstreifenanzügen assoziiert. Dies hat sich grundlegend geändert. Heute sind Frauen in allen Bereichen der Außen- und Sicherheitspolitik tätig. Allerdings sind die Folgen der gesellschaftlichen Ansichten vergangener Jahrzehnte zu diesem besonderen Beruf noch immer sichtbar: Nur rund 37 Prozent der Führungspositionen im Auswärtigen Amt sind bisher mit Frauen besetzt.
Unserem Selbstverständnis entspricht jedoch, dass Frauen die Außen- und Sicherheitspolitik Deutschlands auf allen Ebenen gleichberechtigt mitgestalten, unsere Werte und Interessen im Ausland vertreten und internationalen Austausch in Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Technologie, Umwelt, Entwicklungsfragen und vielen weiteren Themenbereichen fördern. Aus diesem Grund verfolgen wir das Ziel, den Frauenanteil an Führungspositionen sukzessive zu erhöhen.
Um dieses Ziel zu erreichen, bieten wir jungen Kolleginnen die Möglichkeit, Coaching- und Mentoring-Programmen in Anspruch zu nehmen sowie an Führungs- und Kommunikationsseminaren teilzunehmen, die sich ausschließlich an Frauen richten.
Manche Kolleginnen möchten gerne Führungspositionen übernehmen, können dies aber aufgrund von Kinderbetreuungs- oder Pflegeaufgaben nur bei flexiblen Arbeitsbedingungen. Daher bemühen wir uns, dies zu ermöglichen, etwa durch die Kita und Angebote flexiblen Arbeitens oder Job-Sharing auch in Leitungspositionen.
Abbau von Unterrepräsentanzen von Frauen in anderen Bereichen
Frauen stellen die Hälfte der Belegschaft im Auswärtigen Amt, verteilen sich aber sehr unterschiedlich über die verschiedenen Beschäftigtengruppen: So zieht der mittlere Dienst nach wie vor mehr Männer an, der gehobene Dienst mehr Frauen. Während es bisher noch nie eine technische Hausmeisterin in der Zentrale des Auswärtigen Amts gab, sind die Vorzimmer und Sekretariate weiterhin ganz überwiegend mit Frauen besetzt. Hieran zeigt sich, dass sich viele Bewerberinnen und Bewerber bei der Entscheidung für Ausbildung, Studium und Beruf noch immer an traditionellen Geschlechterrollen orientieren. Gemeinsam mit der Initiative Klischeefrei, die sich für eine Berufs- und Studienwahl unabhängig von Geschlechterstereotypen einsetzt, wird sich das Auswärtige Amt künftig noch stärker dafür einsetzen, dass sich junge Menschen bei der Berufswahl nicht von unbewussten Rollenmustern beeinflussen lassen.
Förderung von besserer Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf
Noch immer sind es überwiegend Frauen, die den Großteil an Haushalt, Kindererziehung und Pflege älterer Familienangehöriger übernehmen. Daher sind es nach wie vor mehrheitlich Frauen, die auf flexible Arbeitsbedingungen angewiesen sind, um weiter ihren Beruf ausüben und ihre Karriere fortführen zu können.
Im Auswärtigen Amt kommt eine zusätzliche Herausforderung hinzu: Diplomatinnen und Diplomaten entscheiden sich dafür, ihr gesamtes Berufsleben lang alle drei bis vier Jahre an einen neuen Dienstort zu ziehen. Dies können die Botschaft in Tokyo, die Ständige Vertretung bei den Vereinten Nationen in New York, das Generalkonsulat in Rio de Janeiro, aber auch eine Auslandsvertretung in einer Krisen- oder sogar Kriegsregion.
Daher fördert das Auswärtige Amt nicht nur die bessere Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf, sondern unterstützt seine Beschäftigten und ihre Partnerinnen und Partner auch aktiv bei der Rotation ins Ausland und zurück nach Deutschland. Hierfür gibt es im Auswärtigen Amt eine eigene Arbeitseinheit, die für Fürsorgefragen rund um Familienservice, Kinderbetreuung, Schulfragen, Wohnungsfürsorge oder die Berufstätigkeit der Partnerinnen und Partner zuständig ist.
Ausbau gleichstellungsfördernder Rahmenbedingungen
Mit den oben genannten Zielen geht Hand in Hand, neben der Beachtung gesetzlicher Vorschriften Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sie chancengleiche Personalgewinnung, gleichstellungsfördernde Personalentwicklung, familiengerechte Rahmenbedingungen sowie die Verhinderung jeglicher Benachteiligung oder Diskriminierung fördern. Dies fängt bereits bei der Sprache an. Heute würde niemand mehr von Ellinor von Puttkamer als „deutscher Botschafter“ sprechen. Eine geschlechtergerechte Sprache fördert das Bewusstsein dafür, dass Frauen und Männer dieselben Rechte haben und dieselben Entfaltungsmöglichkeiten verdienen.
Dies setzt voraus, dass unbewusste Vorurteile sich nicht bei Einstellungen und Beförderungen auswirken. Unser Ziel ist, sicherzustellen, dass Leistung und Fähigkeiten unabhängig vom Geschlecht und damit verbundenen Zuschreibungen fair und gerecht bewertet werden.
„Gemeinsam gegen Sexismus“
Der Schutz vor Benachteiligungen aufgrund des Geschlechts heißt selbstverständlich auch, dass im Auswärtigen Amt eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Grenzüberschreitungen, Sexismus und sexueller Belästigung sowie Diskriminierung aller vom Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) erfassten Benachteiligungsgründe gilt. Als Mitglied des Bündnisses „Gemeinsam gegen Sexismus“ steht das Auswärtige Amt für die klare Haltung, dass Sexismus keinen Platz in unserer Gesellschaft und im Arbeitsumfeld haben darf.